Was ist Atemtherapie?
Dieser Frage begegne ich oft. Verständlich, denn hinter dem Begriff „Atemtherapie“ steckt mehr, als man auf den ersten Blick erwartet. Also hole ich mal ein bisschen aus, um zu antworten. Danke für Dein Interesse!
Die Atmung schenkt uns Superkräfte
Unsere Atmung ist ein Geschenk: Wenn wir gesund sind, atmet es uns ganz automatisch, tagaus, tagein. Wir müssen nichts dafür tun, aber wir können: Denn die Atmung verändert Körperprozesse. Wenn diese also mal ins Stocken kommen, kann sie uns wieder ins Gleichgewicht bringen. Das ist altes Heilwissen: Im Lauf der Jahrtausende haben viele Körpertherapien wie Yoga oder Shiatsu genau diese Tatsache genutzt. Anfangs des 20. Jahrhunderts entstand dann in Europa die Atemtherapie. Auch die hat natürlich „das Schnuufe“ ganz fest im Fokus, aber Atemtherapie umfasst deutlich mehr als einfach „richtig atmen“ zu lernen. Was heisst hier überhaupt „richtig“? Das ist eine sehr individuelle Frage und es lohnt sich, ihr Raum zu geben. Genau das machen wir in einer Atemtherapiesession – lass Dich also gerne inspirieren und schau mal in die Erfahrungsberichte einiger Klient*innen rein.
Wie atmest Du jetzt? Und wie fühlt sich das an?
Diese Fragen hörst Du oft von mir, wenn du Übungen machst oder auf der Liege in die Entspannung kommst. Worte zu finden für Deine Empfindungen: das mag anfangs ungewohnt sein, aber es lohnt sich, diesen direkten Draht zu Dir aufzubauen. Wenn Du das Abenteuer eingehst, Deine Wahrnehmungen zuzulassen und sogar über sie zu reden, wird es auch im Alltag immer einfacher gelingen, Dir zu schauen, Deine Bedürfnisse mitzuteilen und Deine Ressourcen gut einzuteilen.
Im Moment wird überall „Breathwork“ angeboten. Was hat das mit deinem Angebot zu tun?
Breathwork ist ein Sammelbegriff für Atemtechniken, mit denen wir unseren körperlichen, emotionalen oder mentalen Zustand beeinflussen können. Wir verändern hier die Atmung bewusst und zwängen sie gewissermassen in ein Schema. Die Atemtherapie geht den umgekehrten Weg und lädt Dich ein, zu Dir zu finden. So kann sich Deine Atmung auf Deine ganz persönliche Weise einpendeln. Beides hat seine Berechtigung und ich setze Breathwork in meiner Praxis gezielt ein. Denn es kann manchmal hilfreich und spannend sein, mithilfe von Atemtechniken bewusst Entspannung oder auch Aktivierung auszulösen und dann zu erforschen, was daraus entsteht.
Aussen und Innen: Zwei Hauptrichtungen der Atemtherapie
Im 20. Jahrhundert haben sich viele Europäer*innen mit der Atmung auseinandergesetzt und diverse Methoden entwickelt. In meiner Praxis arbeite ich mit zwei Hauptströmungen.
Middendorf: Innenschau und Intelligenz des Körpers
Diese Therapierichtung kannst Du auf der Liege über die Kleidung und in Übungen auf dem Hocker erfahren. Die Methode Middendorf lädt DIch ein, den Blick ins Innere zu richten. Der Schlüssel ist dabei der „erfahrbare Atem“. Das bedeutet, dass der Atem nicht aktiv gesteuert, sondern bewusst wahrgenommen und zugelassen wird. Das Ziel ist der unmittelbare Kontakt zu dir selbst. Das Nervensystem kann sich so regulieren und der Körper arbeitet in seiner Eigenintelligenz. Ilse Middendorf hat in Berlin bis ins hohe Alter unzählige Schauspielerinnen und Tänzer in ihrem kreativen Prozess unterstützt. Ihr Institut gibt es dort bis heute.
Psychotonik: Verbundenheit und gesunde Grenzen
Die Psychotonik nach Volkmar Glaser beschäftigt sich zusätzlich zur Innenschau auch mit der Frage, wie wir Menschen den Aussenraum miteinander gestalten. Erlebbar wird diese Methode in 6 Körperstellungen (Keiraku) und in der Atemmassage. Das ist eine Öl-Massage direkt auf der Haut. Glasers Lehre ist von den fernöstlichen Meridianbahnen beeinflusst. Sie beschäftigt sich mit unserer Raumwahrnehmung, dem Umgang mit Grenzen und Nähe und untersucht, wie unsere Gedanken und Gefühle mit der Körperspannung in Beziehung stehen.
Ganzheitlich-integrative Atemtherapie nach IKP
Die Ganzheitlich-integrative Atemtherapie nach IKP bringt diese beiden Hauptströmungen der europäischen Atemlehre mit einigen weiteren Linien wie zum Beispiel der Eutonie zusammen – und kombiniert diese Atemlehren mit gesprächstherapeutischen Elementen der Gestalttherapie.
Erwähnenswert ist hier auch das Anthropologische Würfelmodell nach Dr. Yvonne Maurer. Die IKP-Gründerin hat hier ein Therapiemodell entwickelt, das die Erfahrungsebenen des Menschen auf 6 Lebensdimensionen auffächert (Psyche, Raum, Zeit, Sinnfindung, Sozialkontakte und Körperlichkeit).

Am besten ausprobieren
So kommt mein vielseitig ausgerüsteter Werkzeugkasten zustande. Ich arbeite prozessorientiert, reagiere also direkt auf Deine Anliegen und Bedürfnisse. Humor bzw eine liebevolle Leichtigkeit gegenüber Schwerem sind ebenfalls ein wichtiger Aspekt meiner Arbeitsweise. Es ist mir eine Freude, dass wir diesen Prozess gemeinsam und auf Augenhöhe gestalten. Eine vertrauensvoll-diskrete Atmosphäre und Respekt vor Deinen persönlichen Grenzen sind für mich selbstverständlich.
So schön, dass Du bis hier gelesen hast. Ich bedanke mich für Dein Interesse und freue mich auf dich.